Radieren kommt von dem lateinischen Wort radere = wegnehmen, kratzen, schaben
Die Radierung ist ein Tiefdruckverfahren das schon Dürer und Rembrandt verwendet haben und das in nahezu unveränderter Technik auch
heute noch Anwendung findet.
Der Druckstock ist eine Metallplatte, in die das Motiv seitenverkehrt eingeritzt und/oder mit Säure eingeätzt wird. Die Radierung unterteilt sich in
zwei Hauptgruppen: Kaltnadelradierung und Ätzradierung.
Die Kaltnadelradierung ist eine einfache und direkte Zeichentechnik auf der Metallplatte. Mit einer spitzen Nadel aus
Stahl wird die Zeichnung direkt in eine Metallplatte geritzt. Dadurch entsteht eine Vertiefung mit einem Grat. Beim Einfärben der Platte bleibt Farbe nicht nur in der Vertiefung, sondern auch am
Grat hängen, wodurch die gedruckte Linie einen spezifisch samtigen und weichen Charakter erhält.
Bei der Ätzradierung handelt es sich um ein chemisches Verfahren. Die Kupferplatte wird mit Asphaltlack (säurebeständig)
abgedeckt. In diesen Lack wird das Motiv mit der Radiernadel gezeichnet. Die Nadel durchdringt den Lack und legt an dieser Stelle das Metall frei. Anschließend wird die Kupferplatte in die Säure
gelegt. Die freigelegten Stellen werden durch die Säure angegriffen und vertieft. Eine Korrektur ist danach nicht mehr möglich. Die Strichätzung ist fertig. Anschließend wird der Asphaltlack
entfernt, die Platte mit Tiefdruckfarbe eingefärbt und kann gedruckt werden.
Aquatinta. Jetzt kann die Kupferplatte weiter bearbeitet werden, um dann durch verschieden lange Ätzzeiten differenzierte
Grautöne zu erhalten, in denen die Farbe unterschiedlich dicht verbleibt. Auf die Kupferplatte werden nun z.B. Asphaltstaub, Kolophonium oder Lack aufgebracht. Dies erfordert viel
Fingerspitzengefühl, da die Platte bei dieser Technik nur zu 50 % abgedeckt sein darf, d.h. es sind zwischen dem Abdeckmaterial und der Platte feinste Lücken zu lassen, damit die Säure hier
angreifen kann. Dadurch wir die Platte in der Säure dann „aufgeraut“. Es erfolgen in dieser Technik bis zu 10 verschieden lange Ätzgänge; dazwischen wird immer wieder ein Teil des Motivs
abgedeckt. Je kürzer die Ätzzeit, umso zarter der Druck, je länger die Ätzzeit, umso intensiver der Druck. Die Platte wird nun gründlich gereinigt und ist jetzt fertig für den Druck.
Druck. Die Tiefdruckfarbe wird mit einer Farbrolle oder mit einem Stück Karton auf die Kupferplatte aufgebracht und dabei
fest in die Rillen und Vertiefungen eingedrückt. Alle überschüssige Farbe wird mit Gaze und Zeitungspapier wieder von der Oberfläche abgewischt, so dass Farbe nur in den Vertiefungen bleibt. Das
Büttenpapier ist bereits angefeuchtet. Der Druckstock wird auf die Tiefdruckpresse gelegt, darauf das vorbereitete Druckpapier, darauf ein dicker Druckfilz und wird dann durch die Presse gedreht.
Die Farbe wird dabei vom angefeuchteten Papier aus der Platte gezogen. Der Druck ist fertig und muss noch trocknen.
Am Ende werden die Blätter vom Künstler nummeriert und mit Bleistift direkt unter dem Druck signiert. Die ersten und daher besten Abzüge einer
limitierten Auflage werden mit „e.a.“ (e’preuve d’artist = Druck für den Künstler) gezeichnet. Die vom Künstler individuell festgelegte Auflagenhöhe wird anschließend nummeriert. Links unter dem
Druck steht die Nummer (2/10), bedeutet: das ist der 2. Druck von insgesamt 10 Drucken. In der Mitte steht der Name des Motivs und rechts die Signatur des Künstlers und das Datum.
Natürlich ist das noch nicht das Ende!
Es stehen zahlreiche weitere Techniken zur Verfügung, die eine Radierung noch individueller werden lassen.